Worte sammeln
Vorräte anschaffen.
In Gläser und Dosen füllen
Um an kalten und wortlosen Tagen
Nicht sprachlos zu bleiben
Dank
Dass ich so friedlich und frei
hier leben kann
ist nicht einerlei.
Muss mich nicht verstecken,
nachts aus dem Schlaf aufschrecken,
hab` den Beruf den ich möchte,
hab´ fast gleiche Rechte,
trage die Kleidung, die ich will,
ja, bestimme fast selbst meinen Stil.
Ich darf wählen gehen
und außerdem
ein Haus kaufen,
mich sinnvoll besaufen,
meine Freundinnen treffen,
beliebig viel essen.
Jedes Buch kann ich lesen,
auch wenn's verboten gewesen,
ich werd’ nicht beschnitten,
nur nachts umblicken,
ich kann um die Welt reisen,
ohne das sie mich einweisen,
ich muss keine Kinder kriegen,
mich kann man nicht abschieben,
weil ich liebe, wie ich liebe
bekomme ich keine Hiebe.
Es ist längst nicht vollkommen
und viel Zeit ist verronnen,
auch bleibt viel Verletztes,
doch bis hier hin -
Mütter des Grundgesetzes -
es liegt auf der Hand,
von Herzen
Dank.
Den eigenen Tempel bewohnen
Blumen über Blumen malen die Wege -
Es duftet nach Freesien und Primeln
Goldenes Licht wärmt die kleine Halle,
Kitzelt die cremefarbenen Säulen,
Die lächelnd „Willkommen“ zu flüstern scheinen,
Während sie ein Becken umrahmen
Dessen dunkle, flaschengrüne Kacheln
Leise durch die dichten Schwaden schimmern und blitzen,
Warm aus dem Wasser aufsteigen und
Dampfend die Halle füllen.
Wohlig versinken im Mutterland.
Wie von Zauberhand öffnet sich ein runder Raum
Bis zur Decke - Buch an Buch - ungelesen.
Vor dem einzigen großen Fenster ein heller, hölzerner Schreibtisch
Ein rosafarbenes, weich-plüschiges Samtsofa
Lädt jauchzend zum Herzklopfen ein.
Im nächsten Raum
Polierte Kupfertöpfe und weiche Eichenholzflächen
Eine dunkle Eckbank um einen schweren Tisch
Bunte Gläser mit Gewürzen aus aller Welt
Prächtiges Gemüse in groben Weidenkörben -
Schluckend Lächeln -
In dieser kleinen Küche
Behaglich in Vanille getaucht.
Lichtüberflutet der alte Wintergarten
Innmitten von Grün führt das Chaos Regie
Staffeleien queren den Raum,
Tische voller Zeitschriften, Stoffe, Pinsel, Papier,
Alte Schränke und Schubladen voller Inspiration und Musenstoff
Spielplatz der Seligkeit
Funkelnder Regen voller Ideen
Nichts muss
Alles kann
Fürwahr nach Hause kommen.